Ich habe den „Richtigen“ gefunden

 

…so oder so ähnlich, lese ich immer wieder. In unendlich vielen Social Media-Posts steckt Sehnsucht oder Hoffnung, dass man sich nach einem Partner sehnt und dabei auf jeden Fall wieder Schmerz vermeiden möchte. Viel zu selten lese ich, welches Ziel derjenige hat, was er will, wie sein Leben aussehen soll. Nein, es besteht die Hoffnung, dass irgendwann schon der richtige Partner vorbeikommt und dieser Partner soll das ach so verletzte Herz heilen, all die innere Leere füllen, uns bestätigen, dass wir schön sind.

Ich bin hier bewusst etwas provokativ, weil ich immer wieder mit ansehen muss, wie all diese Menschen wieder in ihr Schicksal hineinlaufen, solange sie sich selbst nicht geheilt haben. Es ist nicht meine Absicht, das „Ich habe den „richtigen“ gefunden“, abzuwerten oder diesem Menschen sein GLÜCK nicht zu gönnen. Nein, ganz im Gegenteil, ich versuche nur manch einem die Augen zu öffnen – und vor erneutem Unglücklichsein zu bewahren. Ich gönne jedem sein Glück und manch einer braucht das erneute „auf die Nase fallen“ um sich selbst zu erkennen.

Um wirklich glücklich sein zu können -auch mit Partner- ist es wichtig, ein ganz eigenständiges Leben zu führen. Ein Leben, in dem man selbst die Hauptperson ist. Ein Leben, in dem man mit sich allein glücklich ist. Wer das kann, kann sich auf einen Partner voll und ganz einlassen, für ihn ist ein Partner eine Ergänzung.

Da Partner sich aber nach dem Schlüssel-Schloßprinzip anziehen, zieht man den Partner in sein Leben, der genau soweit von seiner Mitte entfernt ist, wie man selbst.

Wer nach einem Partner schmachtet, läuft je nach seinem eigenen Entwicklungsstand, wieder in die Gefahr einer abhängigen Beziehung. Diese Beziehung wird dann so ähnlich, wie schon die anderen davor, nur mit anderen Schaustellern und von Erwartungshaltung geprägt sein.

Ich kann es voll und ganz verstehen, dass man sich nach einem Partner sehnt (schließlich gehörte ich ja selbst früher zum ‚Club der Liebesabhängigen‘).

Aber, ist es eine Beziehung auf gleicher Ebene, -also bedingungslose Liebe-, wo zwei Menschen sich in ihrem Sein ergänzen, ist sie frei von Erwartungshaltungen oder es wird wieder eine Beziehung mit Erwartungshaltung, die früher oder später wieder in eine Abhängigkeit führt?

 

 

Warum geraten wir immer wieder in abhängige Beziehungen?

 Warum sehnen wir uns so sehr nach einem Partner? Solange wir uns nach einem Partner sehnen, so lange sind wir selbst nicht vollkommen. Der Partner, den wir suchen, der uns finden soll, soll uns insgeheim vollkommen machen. Er soll uns lieben, uns unsere Schönheit zeigen, unsere Sehnsüchte stillen, uns unsere Ängste nehmen, er soll uns ergänzen, etwas geben, wozu wir selbst nicht in der Lage sind. Er soll uns HEIL machen. Doch leider ist es so, dass Heilung immer von innen herauskommt und unser Partner unser Unheil sein nur überdecken kann.

Und dann kommt, was kommen muss, so sind halt die spirituellen Gesetze, wir ziehen einen Partner in unser Leben, der uns einen „Spiegel“ vorhält. In der Mehrzahl sind es Frauen, die ich hier anspreche. Doch ebenso können auch Männer diese Rolle bekleiden, wie auch Gleichgeschlechtliche.

Unbewusst begeben wir uns auf die Suche nach dem „perfekten“ Partner, der uns liebt, der uns alles gibt, wonach wir uns so sehr sehnen, doch dabei stoßen wir „liebeshungrigen“ Frauen immer wieder ins gleiche Horn. Wir ziehen Männer an, die „Beziehungsflüchtlinge“ sind. Meist wissen wir Frauen nicht, dass wir Beziehungsängste haben, weil sie so tief in unserem Unterbewusstsein vergraben sind. Doch das Programm unseres Unterbewusstseins funktioniert mit 100%-iger Sicherheit.

„Was? Wie bitte? Ich soll Beziehungsängste haben? Was ist das denn für ein Blödsinn? Ich will doch nichts mehr, wie eine funktionierende Beziehung!“ höre ich euch jetzt aufgebracht rufen.

Und warum suchen wir uns dann immer einen Mann, der nicht wirklich Nähe zulassen kann? Na, weil wir wahrscheinlich selbst eine tiefe, ungeahnte Angst vor Vereinnahmung haben. Unser Unterbewusstsein ist programmiert und beinflusst ununterbrochen unser Leben, ohne das uns dies bewusst ist. Wir behaupten zwar, dass es das ist, was wir uns sehnlichst wünschen, und obwohl wir das behaupten, bei einem beziehungsflüchtigen Mann müssen wir uns nie auf eine wirkliche Bindung einlassen. In Wirklichkeit fürchten wir uns nämlich vor wahrer Nähe, denn das ist etwas, was wir gar nicht kennen.

 

„Träume sind nur schön, solange sie unerreichbar sind“

(Marlene Dietrich)

 

Wir haben zwar das Bedürfnis nach Nähe, doch gleichzeitig wissen wir nicht, wie man eine solche Nähe lebt. Während Liebessüchtige denken, dass sie nach einer engen Beziehung suchen, weichen sie davor zurück, wenn sie eine angeboten bekommen. Sie sind in Wirklichkeit verschreckt, weil sie gar nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.

 

In uns steckt eine „bewusste“, unsere größte Angst, die vor dem Verlassen werden.

 

Die Ironie des Schicksals ist, weil wir Angst haben, dass er uns wieder verlässt, wir rufen unser altes Programm wieder auf. Wir fangen unbewusst wieder an zu tolerieren, verhindern, uns klein machen, anpassen, alles für ihn tun, klammern und wir begeben uns unbewusst wieder in eine Abhängigkeit. Anstatt ihn damit zu halten, fühlt er sich durch unser Verhalten schnell eingeengt und zieht sich zurück.

Das Spiel beginnt, wir sind wieder im Kreislauf der Angst gefangen. Unsere beiden Ängste – die bewusste vor dem Verlassen werden und die unbewusste vor Nähe – sind ein selbstzerstörerisches Programm der Liebesabhängigen.  Man möchte auf der einen Seite unbedingt eine feste Beziehung und auf der anderen Seite, kann man im Grunde genommen, keine gesunde Nähe aushalten und dessen sind wir uns nicht einmal bewusst.

Die möchte ich einmal an einem Beispiel durchspielen: Es ist auch ein ausgeprägtes Spiel von Dualseelenbekanntschaften, wenn sie aufeinandertreffen. Dieses Spiel kann sie an den Abgrund ihrer Existenz führen. Wir nennen unsere Probanden einmal Marie, und Lukas. Marie ist der Herzmensch, die Liebesabhängige, Lukas der Kopfmensch, der Beziehungsflüchtige.

Die beiden treffen aufeinander und verlieben sich, vielleicht auch auf den ersten Blick. Auf jeden Fall ist zwischen beiden eine starke Anziehung vorhanden. Aus der Distanz betrachtet, können sich beide mit dem versorgen, wonach sie beide suchen.

Marie idealisiert ihren Traummann. Er ist genau das, wonach sie so lange gesucht hat. Was ihr fataler Weise an ihm gefällt und fasziniert, ist seine Unnahbarkeit. Lukas demonstriert hingegen ein scheinbares Selbstbewusstsein.

Ihm gefällt es zunächst, verehrt zu werden. Er fühlt sich auf diese Weise geliebt, er genießt es und sein Ego wird enorm aufgewertet. Er lebt mit der Energie, die sie ihm schenkt. Er mag seine Rolle als Unnahbarer, dadurch gewinnt er an Bedeutung und erhält die gewünschte Aufmerksamkeit. Doch nach geraumer Zeit setzt Maries unbewusstes Programm ein. Ihr reicht seine Unnahbarkeit nicht mehr aus, sie will mehr. Sie möchte ihn häufiger sehen, mehr von seiner Aufmerksamkeit, mehr Zeit mit ihm verbringen. Das vermag Lukas jedoch nicht zu leisten. Er fühlt sich zu sehr vereinnahmt und zieht sich langsam zurück. Andere Sachen, andere Menschen scheinen für Lukas wichtiger zu sein als Marie.

Marie versteht das nicht, sie fühlt sich zurückgewiesen, frustriert, gekränkt. Sie hat doch alles in ihrer Macht stehende getan. Da das anscheinend nicht ausreicht gibt sie noch mehr und fängt an zu klammern. Doch je mehr sie gibt, je mehr sie erwartet, desto mehr sie klammert, desto herber und eindeutiger werden die Zurückweisungen und Rückzüge. Schließlich zieht sich Marie zurück und versucht es mit einer Strategie. Sie meldet sich nicht, auch wenn es ihr schwerfällt. Zuerst ist Lukas davon angetan, gefällt ihm ihr verhalten. Kann er doch endlich mal wieder durchatmen, sich entfalten. Doch dann, wird ihm ein wenig bang, sollte er sie verlieren, sollte sie sich sogar „entlieben“? Er macht sich Gedanken, denn auch er hat Verlustängste, die ihm nicht bewusst sind. Ihr Verhalten macht ihm Angst und er beschließt einen Schritt auf sie zuzugehen. Er meldet sich bei ihr.

Und zack, beim ersten Kontaktversuch kommt Marie wieder hervorgeschossen. Ihre Strategie ist aufgegangen: „Er liebt mich doch!“ Anstatt es langsam anzugehen und sich von Lukas erobern zu lassen, überfährt Marie den armen Luka wieder.

 

 

Dieser wiederum fühlt sich völlig überfordert und ergreift sofort wieder die Flucht.

Auf diese Weise sitzen beide in ihrem Angstkreislauf fest. Es ergibt ein ewiges Hin und Her, solange bis einer den Mut hat diesen Kreislauf zu durchbrechen oder es heißt: „…und wenn sie nicht gestorben sind, dann laufen sie noch heute“.

Betrachten wir einmal die Ängste, die hier sichtbar werden, so ist dieses Drama, ohne Auflösung der Ängste, schier unlösbar. Also Marie, die Liebessüchtige oder der Herzmensch in einer dualen Beziehung, leidet in ihrem Bewusstsein an großer Verlustangst, während Lukas, der Beziehungsflüchtige oder Kopfmensch in einer dualen Beziehung, große Angst vor zu viel Nähe, verspürt. Unterbewusst ist beides genau gegenteilig. Marie hat unbewusst in Wirklichkeit große Angst vor INTIMITÄT und Lukas hat nur scheinbar große Angst vor Nähe, denn unbewusst hat er in Wirklichkeit enorm große Angst davor, VERLASSEN zu werden. So verschieden wie die beiden auch scheinen, sind sie gar nicht. Sie haben beide die gleichen Ängste, die nur auf verschieden Ebenen angesiedelt sind.

Auf Grund der unterschiedlichen Ausrichtung ihrer Ängste ist sichergestellt, dass sie beide keine Gefahr für ihre tiefsitzenden Ängste sind. Denn ein jeder versucht sich unbewusst vor diesen tiefsitzenden Schmerz zu schützen. Marie ist viel zu abhängig von Lukas und stellt somit sicher, nicht verlassen zu werden.

 

Anzeichen für liebessüchtiges Verhalten

 Ich möchte hier ein paar Fragen aufzeigen, die auf ein süchtiges Verhalten hinweisen können. Sei ehrlich zu dir:

  • Versuchst du dich ihm anzupassen, obwohl du eigentlich was anderes möchtest?
  • Zerbrichst du dir den Kopf über seine Probleme und stellst deine hinten an?
  • Gibt er dir viel weniger, als du dir von ihm erhoffst?
  • Stellst du ihn auf ein Podest?
  • Ist das, was am besten zwischen euch funktioniert Sex?
  • Bist du der Meinung, dass du eine Beziehung brauchst um glücklich zu sein?
  • Versuchst du ihn mit deiner Weiblichkeit zu verführen und er krümmt nicht mal den kleinen Finger, um dich rumzukriegen?
  • Ein Mann, der sich dir anbietet interessiert dich nicht im Geringsten?
  • Männer die dir nahe sein wollen, machen dir Angst und lösen Abneigung aus?
  • Hast du ständig das Bedürfnis, ihn beeindrucken zu wollen?
  • Gibst du vor, unabhängiger von ihm zu sein, als du in Wahrheit bist?
  • Dreht sich in deinem Leben alles nur um ihn?
  • Erlebst du mit ihm, was du dir erträumst oder bleibt alles nur ein Traum?
  • Fragst du dich (und ihn) immer wieder, warum er dich nicht so sehr will, wie du ihn?
  • Obwohl du selten von ihm das hörst was du dir wünscht, schaffst du es, dir alles „schönzuhören“?
  • Idealisierst du deinen Partner?
  • Du denkst permanent an ihn?

Wenn du mehrere Fragen mit ja beantworten kannst, dann herzlich willkommen im Club. Es ist nichts Verwerfliches daran, einen Menschen aufrichtig zu lieben. Doch abhängige Liebe auf Dauer macht krank und kostet sehr viel Energie. Trennungen, die daraus entstehen bereiten Liebeskummer und wer sich aus Liebeskummer in eine neue Beziehung stürzt, läuft Gefahr, dass sich alles wiederholt – nur mit anderen Darstellern.

Solltest du Unterstützung benötigen oder dich in diesem Bericht wiederfinden, scheue dich nicht Hilfe anzunehmen. Es ist keine Schande, sich zu dieser Sucht zu bekennen. Denn wir mussten in unserer Kindheit darauf verzichten, weil unsere Eltern nicht dazu in der Lage waren. Doch heute tragen wir die Verantwortung für uns selbst und wir können lernen uns selbst zu lieben.

Ich helfe dir gerne dabei mehr Selbstliebe zu entwickeln und damit ein selbstbewussteres Leben in Unabhängigkeit zu führen.

 

 

 

 

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