Familie: Emotionaler Missbrauch und seine Folgen
- Was ist emotionaler Missbrauch?
Emotionaler Missbrauch geschieht, wie der Name schon sagt, auf emotionaler Ebene und ist daher im Gegensatz zum physischen Missbrauch nicht greifbar, nicht bewusst. Die Folgen, die daraus resultieren, sind aber ebenso gravierend, wenn nicht noch schlimmer.
- „Werde der, der Du bist!“
Wir modernen Menschen wissen meist wenig von den heilenden Kräften der Psyche und wie man sie erschließt. Viel zu sehr haben wir den Kontakt zu unserer Seele verloren. Umso schmerzlicher ist es, wenn man dann plötzlich aus seinem „Tiefschlaf“ erwacht oder geweckt wird. Dieses Erwachen kann durch die Begegnung mit der Dualseele geschehen. Diese Begegnung ist so einmalig, aber auch so schmerzhaft, dass wir uns, um uns diesem Schmerz zu befreien, aus unserer „Komfortzone“ heraus bewegen und Kontakt zu unserer Seele aufnehmen.
- Lebensübergänge
Viele Menschen heutzutage vermissen Entwicklungswege hin zur Unabhängigkeit, Zufriedenheit, Glück, Verantwortung und Selbstständigkeit. Stattdessen finden sie sich viel zu schnell mit Ersatzbefriedigungen ab, die nicht zu dauerhaften, echtem Glück führen.Im Leben jedes Menschen gibt es Lebensübergänge. Diese dienen dazu, das Weiterentwicklung stattfindet. Die Pubertät ist ein wichtiger Übergang vom Kind sein zum Erwachsen werden. Häufig sind diese Lebensübergänge problematisch, besonders dann, wenn die Entwicklung ungünstig und konfliktbeladen verläuft. Ein Meilenstein in dieser Phase ist die Ablösung von den Eltern.
- Abhängigkeit
Vielen von uns ist es gar nicht klar, wie sehr wir auch heute noch in der Abhängigkeit von den Eltern leben. Gerade diejenigen, die mit Vehemenz behaupten, sich von den Eltern gelöst zu haben (hiermit ist nicht die räumliche Entfernung gemeint), verbergen dahinter eine geheime Botschaft. Noch von den Eltern abhängig zu sein bedeutet eine Verletzung ihres Selbstwertgefühls.Meist ist es uns gar nicht klar, wie sehr wir noch von unseren Eltern abhängig sind, weil es immer so war, weil es sich im Unbewussten vollzieht.
- „Verständnis geht der Veränderung voraus“
Da einer Veränderung immer das Verständnis voraus geht, ist es mir wichtig dieses Thema aufzugreifen. Nur wer weiß, wem es Bewusst ist, warum er sich so verhält, wie er sich verhält oder warum in seinem Leben immer wieder Wiederholungen stattfinden, ist in der Lage nachhaltig etwas zu verändern. Abhängigkeiten gibt es nicht nur von Suchtmitteln, sondern finden sich auch in Beziehungen. Auch glaube ich, uns ist gar nicht bewusst, bei wie vielen Menschen das Leben von Abhängigkeiten geprägt ist, die gezwungen sind sich in verschiedenen Lebenslagen viel zu abhängig zu machen. Die Unfähigkeit sich aus der elterlichen Umklammerung zu lösen, spielt dabei eine große Rolle.
- Erwachen
Häufig braucht es einen Schicksalsschlag, wie das aufeinander treffen von Dualseelen, um uns aus dem „Tiefschlaf“ zu erwachen, um sich auf die Suche nach dem eigentlichen „ICH“ zu machen. Wer mutig ist und diesen Schritt wagt, findet aus dem Leid heraus, wer an „altem“ festhält, wird sich immer wieder alten Verletzungen stellen müssen.
- Die Eltern
Die Mutter ist, im Normalfall, zunächst die wichtigste Bezugsperson für ein Baby. Babies und Kleinkinder sind auf die Hilfe anderer angewiesen. Die Mutter, ebenso der Vater, haben dabei ihre Position in der Familie. Ebenso haben unsere Eltern Defizite und Ängste, die auch sie zu kompensieren versuchen.Die Mutter, ob mit Partner oder ohne, ob die Ehe gescheitert ist oder ob ihr nur die Kraft zur Veränderung fehlt, den Mangel, den viele Menschen spüren, weil sie Liebe und Sexualität vermissen, ist besonders dann quälend, wenn keine Besserung in Aussicht ist. Aus welchen Gründen auch immer.Liebe und Zuneigung zu erfahren, ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Wer sie vermissen muss, leidet an einem Mangel. Ohne einen gewissen Ersatz oder Aussicht auf Veränderung, ist dieser Mangel schwer zu ertragen. Der moderne Mensch ist auf intensive zwischenmenschliche Kontakte angewiesen. Er erkennt seinen Wert darin, dass er für andere wichtig ist und andere ihm wichtig sind. Daraus resultiert auch häufig, dass eine Mutter sich voll und ganz auf die Mutterrolle konzentriert.Natürlich genießt die Mutter ihre Bedeutung und ihre Position in der Familie. Diese gehört zu ihrem Selbstverständnis und bestimmt ihr Selbstwertgefühl. Sie gefällt sich in ihrer Rolle. Sie kann sorgen, sich sorgen, umsorgen. Sie ist beschäftigt und wird ihren inneren Mangel nicht mehr so intensiv spüren. Was wäre, wenn sie das alles nicht mehr hätte?
Frau W: “Erst jetzt, nachdem ich mein Thema bearbeitet habe, habe ich begriffen, wie einsam sie ist und wie wenig Selbstwertgefühl meine Mutter hat. Das versucht sie hin und wieder mit Alkohol zu ertränken, wenn es zu schlimm wird und sie niemanden hat, an dem sie Macht ausüben oder für den sie da sein kann. Sie selbst hatte aus ihrer Sicht, keine andere Wahl, nicht die Möglichkeit ihr Leben anders zu gestalten.“
Dadurch, dass sie für andere lebt, z. B. für ihre Kinder, hat sie eine Aufgabe und braucht ihrem eigenen Leben keinen eigenen Sinn zu geben, welches ihre eigentliche Aufgabe wäre. Die Elternrolle jedoch endet mit dem Erwachsen werden der Kinder, die ihr Leben eigenständig und selbstverantwortlich in die Hand nehmen. Die Elternrolle ist zeitlich befristet und darf nicht missbraucht werden. Die Ablösung, die beidseitig vollzogen werden sollte „Eltern lassen ihre Kinder los, Kinder lassen ihre Eltern los.“ Gelingt jedoch häufig nicht. Das kommt häufiger vor, als was wir denken.
- Gründe
Die Mutter hat sich voll und ganz auf ihre Elternrolle konzentriert und damit den Sinn für das eigene Leben auf das Kind verschoben. Einmal Mutter, immer Mutter, einmal Kind, immer Kind.
Herr W: “Als ich 55 Jahre alt war sagte meine Mutter zu mir: ‘Und Du wirst immer mein kleiner Junge bleiben’.“
Würde die Mutter ihre Elternrolle abgeben, würde ihr etwas fehlen. Die Angst den geliebten Menschen, das Kind, zu verlieren, würde die Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung nur noch verstärken. Die Folge, die daraus resultiert, ist oft eine zu enge und verhängnisvolle Beziehung zwischen Mutter und Kind, mit gravierenden Folgen. Meine eigene Erfahrung damit, haben mich sensibel werden lassen, gegenüber diesem Thema, denn viele Krankheiten und Depressionen ließen sich vermeiden, würde ein Leben in Freiheit stattfinden. Kinder, die in einer solchen Abhängigkeit leben, werden daran gehindert, wirklich erwachsen zu werden. Sie werden von den Eltern geldlich unterstützt, die Eltern sind immer für sie da und sie übernehmen die Verantwortung für das Leben der Kinder. Man bleibt halt immer das Kind.
Entscheidend ist, dass es der Mutter sich selbst nicht bewusst ist, dass sie ihr Kind missbraucht. Sie kann ihr eigenes Defizit nicht benennen und sagen: „Du sollst mir den Partner ersetzen, oder Du sollst meinem Leben einen Sinn geben, allein kann ich dies nicht, ohne dich ist mein Leben bedeutungslos und leer.“ Meistens hat sie deshalb ein Erklärungsmuster, mit dem sie argumentiert und versucht, ihre Forderungen durchzusetzen. Eine besonders negative und nicht selten bösartige Methode andere gefügig zu machen und zu manipulieren, ist die Erpressung mit Gefühlen.
Beispiel hierfür:
- Was habe ich nicht alles für dich getan!
Dies ist ein Appell an das Kind, endlich etwas zurück zu geben. (Erpressung mit Schuldgefühlen)
- Ich bin krank, kümmere dich um mich.
Herr X: “Meine Mutter ist in völlige Hilflosigkeit abgetaucht, so versucht sie ihren Mann, mich und meine Familie abhängig zu machen.“
- Liebesentzug (hiermit wird wirkungsvoll Anpassung erpresst)
“Meine Mutter sprach dann tagelang nicht mit mir, wenn ihr nicht gefiel, was ich tat. So versuchte ich mich anzupassen”, so die Aussage von Frau S.
- Ich hab dich doch so lieb (übermäßige Liebe kann erdrücken)
Auch sehr platzierte Einschüchterungen, ein einzelnes Wort, eine Geste, ein Blick kann Bände sprechen und Anpassung und Schuldgefühle, verursachen. Auch vorgetäuschte Selbstmordversuche und Suiziddrohungen sind nicht selten und werden eingesetzt. Die Abhängigkeit kleiner Kinder von den Eltern ist sinnvoll. Sie sollen lernen in ihre Welt hinein zu wachsen. Sie benötigen die Zuneigung und Liebe der Eltern. Der Prozess des Unabhängigwerdens ist nicht immer leicht und oft mit Hürden und Fehlentwicklungen verbunden. Welche Folgen diese Fehlentwicklungen für einen Menschen haben können und welche Nachteile sich daraus entwickeln, soll hier dargestellt werden.
Ein Kind nicht loslassen können, bedeutet für die Eltern, den Elternteil, noch einen Menschen zu haben, für den man sorgen kann. Der Mittelpunkt ihres eigenen Lebens sind die Kinder und ihr ganzes Leben scheint sich nur darum zu drehen. Ihr Dasein für die Kinder wirkt im Außen meist selbstlos und auch sie werden es glauben, nur für die Kinder zu leben. In Wahrheit jedoch, wird das Kind auf sanfte und subtile Weise missbraucht.
Wie sehr sich Eltern auch für das Wohl und die Bedürfnisse der Kinder einsetzen, wie sehr sie auch ihre eigenen Bedürfnisse opfern, um dem Kind etwas und noch mehr zu geben, doch was bleibt, wenn kein Loslassen stattfindet, bleibt unweigerlich das Wesentliche, der emotionale Missbrauch. Das Kind ist zum Partnerersatz geworden.
Verkettung in einer Familie:
Die Mutter war früh verwitwet. Sie hatte drei Kinder, unter anderem einen Sohn. Der Sohn wurde zum Partnerersatz. Bis zum neuzehnten Lebensjahr teilet er sich das Bett mit seiner Mutter. (Nachkriegszeit, Platzmangel). Als er heiratete, musste seine Frau immer hinter der Mutter zurückstehen, Die Mutter hatte so viel für ihn getan. Sie bekamen eine Tochter und einen Sohn. Der Sohn wurde zum Partnerersatz und von beiden Elternteilen zum ewigen Kind degradiert. Er heiratete und seine Frau spielte in dieser Familie den Prellbock. Auf ihr wurde von allen Seiten alles abgeladen. Sie hatte keinen Selbstwert, auch sie wurde emotional missbraucht.
Was es bedeutet in dieser Rolle gefangen zu sein, sollte nicht unterschätz werden, wie das oben genannte Beispiel zeigt. Hier stecken Wurzeln für lebenslange Abhängigkeiten und großes Leid. Liebe ist ein Kind der Freiheit.
Aus der Liebe zu dem Kind wird Abhängigkeit, wenn diese Liebe missbraucht wird und für die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, die ein Elternteil hat, gebraucht wird. Ob der Elternteil es will oder nicht, ob bewusst oder unbewusst, werden die wahren Bedürfnisse des Kindes dabei ignoriert. Spätestens hier sollte noch einmal betont werden, das es verschiedene Konstellationen in der Familie gibt und nicht nur die Tochter in die Partnerersatzrolle geraten kann. Die mitunter extrem negativen Folgen der Persönlichkeitsentwicklung sind dabei ähnlich.
- Das „unsichtbare“ Gefängnis
Anders als wie beim Kopfmenschen oder Narzissten, der sich selbst in eine Isolation, Gefängnis gesperrt hat, lebt der Herzmensch in einem offenen, unsichtbaren Käfig.
Autorität kann offen sein, dann weiß ein Kind, was es erwartet, woran es ist, wenn es sich nicht so verhält, wie es von ihm erwartet wird. Es weiß, dass es bestraft wird, wenn es z.B. zu spät nach Hause kommt. Eine andere angewandte Form, ist die verdeckte Autorität. So kann z.B. der Stimmfall der Mutter oder der Ausdruck der Mutter zu großen emotionalen Schwierigkeiten führen.
Das Kind weiß nicht, was die Mutter will – und wenn es ihren Willen nicht erfüllt, kennt es die Niedergeschlagenheit, die Depression, den Herzschmerz, den Kopfschmerz oder die Schweigsamkeit der Mutter.
Frau P: “Ich wüsste nicht, das ich von meiner Mutter Schläge bekommen habe, aber ich wusste, wenn ich nicht ihren Vorstellungen oder ihren Wünschen entsprach , war sie beleidigt. Ich fühlte mich schuldig, sogar noch, als ich selbst schon erwachsene Kinder hatte.”
Diese Emotionen können als Strafe viel schlimmer sein, als körperliche Schläge, weil die Autorität verdeckt ausgeübt wird.
“Auch heute noch, mit 60 Jahren, plagt mich mitunter das schlechte Gewissen. Wenn ich von meiner Kindheit rede, wie ich es empfunden habe, fühlt sich meine Mutter sofort schuldig und ihre Mimik spricht Bände”, so die Aussage einer Kundin.
Das Kind weiß nie, was es erwartet, wenn es der Mutter begegnet. Es lebt in Unsicherheit und Angst, es leidet. Die Folge ist, dass es sich anstrengen wird, die Wünsche der Mutter zu erraten, zu erfüllen und sich anzupassen. Die Mutter wird ihrerseits in ihrer Rolle bleiben, denn aus ihrer Sicht, will sie nur das Beste für ihr Kind. Das Kind jedoch wird sich immer schuldig fühlen, denn so sehr es auch versucht sich anzupassen und die Wünsche der Mutter zu erfüllen, es wird ihm nicht gelingen. Es kann der Klemme, in der es sich befindet nicht entkommen. Manipulation mit Gefühlen kann erpresserisch und terroristisch sein.
Eine Kundin sagte: “Egal, was ich auch sagte, wenn es um meine Belange ging hieß es nur, sei ruhig. Ich hatte immer den Eindruck, meine jüngeren Brüder waren mehr Wert wie ich. Es sind ja auch Jungs. Bis zur Hälfte meiner Lebenszeit habe ich um die Gunst meiner Mutter gekämpft. Ein aussichtsloser Kampf, wie ich heute weiß.”
Das Kind liegt nicht in Ketten, wie in einem offensichtlichen Gefängnis, sondern es ist wie an unsichtbaren Gummibändern gehalten, an denen es sich scheinbar frei bewegen kann. Dieser Umstand ist von großer Bedeutung, insbesondere deshalb, weil man sich schwer gegen verdeckte Autorität wehren kann.
Im Falle der offenen Autorität ist Auseinandersetzung viel eher möglich, denn man hat die Möglichkeit sich gegen die Ansprüche zur Wehr zu setzen. In diesem Zusammenhang kann auch Persönlichkeitsentwicklung stattfinden, wenn man lernt sich zu wehren und durchzusetzen. Die verdeckte Autorität verhindert jedoch die Entwicklung von Eigenständigkeit, weil es zwangsläufig zu unklaren Beziehungen, Ängsten und Schuldgefühlen kommen muss. Die Chancen, sich gegen derartige Manipulationen zu wehren sind schlecht. Wer fängt schon einen Streit mit einem leidenden Elternteil an. Wutgefühle können meist nicht offen geäußert werden, sie werden „geschluckt“.
Häufig bilden sie die Grundlage für eine Depression und für eine abhängige Persönlichkeitsstruktur. Die Betroffenen fühlen sich vor allem ohnmächtig, ausgeliefert. Die Wut, die den Adressaten nicht erreichen kann, findet kein Ventil und richtet sich so gegen die eigene Person.
Ich fühlte mich so oft so ungerecht behandelt und da gab es schon mal die eine oder andere Situation, wo ich es an andere weitergegeben habe. Später habe ich an den Wochenenden Zuflucht auf Parties und im Alkohol gesucht. Da hatte ich das Gefühl mal einen Moment ICH sein zu dürfen.
- Elternliebe
Die Liebe, die Eltern ihren Kindern entgegenbringen, ist für sie so wichtig, wie das tägliche Brot. Zur wahren Liebe gehört die Erziehung zur Verantwortlichkeit, Selbständigkeit und Freiheit. Echte Liebe will nicht besitzen, doch diese Liebe kann auch missbraucht werden und abhängig machen.
Kinder brauchen das tiefe Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit. Sie wollen sich willkommen fühlen in dieser Welt. Das sollten natürlich in erster Linie und in besonderer Weise die Eltern vermitteln. Kinder benötigen Fürsorge in der richtigen Dosierung. Ein zu viel jedoch, ist ebenso schädlich, wie ein zu wenig. Das Eltern nicht perfekt sein können, auch Fehler machen, das ist natürlich. Aber gerade eine „Perfekte“ Mutter wird zur „Übermutter“, die ihr Kind zur Verzweiflung treibt.
Frau U: “Meine Mutter maß alles mit zweierlei Maß. Als erstes mochte sie keine bockigen Kinder. Eltern, die dies nicht auf die Reihe bekamen, waren keine guten Eltern. Kinder haben zu gehorchen, keine Widersprüche zu haben, sich unterzuordnen, zu antworten, wenn sie gefragt werden. Der Freund, die Freundin, muss der Mutter gefallen, usw.”
Die vollkommene Mutter gibt ihrem Kind meist keine Chance genügend Eigenständigkeit zu erlangen. Dazu würde gehören, dass Irrtümer und Fehler dazu gehören und nicht mit scharfen Abwertungen beantwortet würden. Einer perfekten Mutter fällt es schwer eine abweichende Meinung zu akzeptieren.
- Pubertät
Die Pubertät ist ein Übergangsprozess, wo aus Kindern Erwachsene werden. Hier sollte das “Loslassen“ beiderseits vollzogen werden. In diesem Alter sind die Kinder nicht mehr richtig Kind und auch nicht wirklich erwachsen. Sie müssen sich in diesem Entwicklungsabschnitt neu finden und ihr Leben neu ordnen. Dabei können sie die Unterstützung der Eltern gut gebrauchen und zwar in dem Sinne, dass sie wissen, dass sie im Notfall greifbar sind.
“Unserem Kind wurde im 2. Schuljahr die Busfahrkarte abgenommen, weil er eine blöde Bemerkung gegenüber dem Kontrolleur gemacht hatte. (Dabei wusste er noch nicht einmal die Bedeutung dessen, was er gesagt hatte). Also machten wir uns auf zum Busunternehmen. Unser Kind ging ins Büro, seine Mutter im Hinterhalt, und entschuldigte sich. Dort bedankten sie sich und verwiesen ihn an den Busfahrer. Dort das gleiche noch einmal, der verwies ihn an den nächsten Busfahrer. Dort noch einmal das Procedere. Er bekam zwar seine Busfahrkarte zurück, doch hatte er sich jeweils bei dem falschen entschuldigt. Vier Wochen später kam unser Kind von der Schule nach Hause und berichtete, es hätte sich beim Kontrolleur entschuldigt. Da habe ich meinen Hut vor ihm gezogen.”
Doch viele Eltern glauben, viel zu sehr daran, für die erwachsenen „Kinder“ denken, sorgen und eintreten zu müssen. So werden sie entmündigt und verwöhnt. Sie brauchen ihrer Eigenverantwortung nicht gerecht zu werden, die letztlich zu einem starken Selbstwertgefühl führen würde. Natürlich ist es gut und richtig, dass Familienmitglieder zueinander halten und sich in Notsituationen unterstützen.
Entscheidend jedoch ist, dass Eltern sich nicht mehr in das Leben ihrer erwachsenen“ Kinder einmischen, so dass sie das Gefühl bekommen ausschließlich selbst die Verantwortung für sich und ihr Leben zu haben.
Frau M: “Mit fast achtzehn Jahren bekam ich acht Tage Hausarrest. Warum? Ich glaube mein Vater war sauer auf sich selbst. Ich wusste, ich musste mich jetzt sehr ruhig und artig verhalten und das Thema nicht mehr ansprechen. Ich trug eine unbändige Wut in mir. Meine Freunde, die ich bis dato hatte, waren in den Augen meiner Mutter auch nicht gut genug. Erst als ich ihr meinen heutigen Mann vorstellte, hatte ich ihre Zustimmung. Meinen Beruf, den ich erlernt habe, haben meine Eltern ausgesucht. Was ich wollte zählte nicht. Aber ich konnte ja auch nichts, außer lieb und brav sein. Ich dachte, wenn ich heiraten würde, würde alles besser werden. Doch da kam ich vom Regen in die Traufe. Meine Schwiegereltern wohnten mit bei uns und hatten unser Leben voll im Griff.”
- Abhängigkeit, Angst
Zu den Gefühlen, die am häufigsten verwechselt werden, gehören Liebe und Abhängigkeit. Die Liebe ist ein Kind der Freiheit, Abhängigkeit ein Kind der Angst.
Die typischen Ängste einer Mutter, die nicht loslässt können sein:
- Angst vor Bedeutungslosigkeit
- Angst vor Verlust von Macht
- Angst vor dem Alleinsein
- Angst vor dem Verlust von Zuneigung
- Angst vor der Einsamkeit
- Angst vor dem Verlust von Sinn
Mögen diese Ängste auch wenig oder gar nicht bewusst sein, so bestimmen sie doch das destruktive Verhalten. Eine solche Mutter klammert sich an ihr Kind und nimmt ihm die Kraft zum Leben. Diese Ängste der Mutter übertragen sich unweigerlich auf das Kind. Auch wenn die Mutter ihre Angst nie direkt äußert, sind sie beim Kind sichtbar. Dieses Kind hat vor allem Angst vor dem Leben. Die typischen Ängste, die sich zeigen sind:
- Angst vor dem Alleinsein
- Angst vor Konflikten
- Angst vor Kritik und Kränkungen
- Angst vor Entscheidungen
- Angst vor Verantwortung
- Angst vor Schuldgefühlen
- Minderwertigkeit, Entwertung
Den Erwartungen der Eltern nicht gerecht zu werden, verursacht Minderwertigkeits- und Schuldgefühle. Es hat immer nur eins zur Folge: „Ich muss noch mehr tun, um zu genügen, den Wünschen zu entsprechen.“
Die Ursache dafür, dass sich viele Menschen klein und minderwertig fühlen, ist nicht immer leicht zu verstehen. Selten werden die Gründe da gesucht, wo sie in Wahrheit liegen.
Emotionaler Missbrauch ist als Entwertung zu verstehen. Wer sein Kind klein und abhängig hält, um es für sich selbst zu behalten, verhindert Reifung und Selbstständigkeit.
Herr K: “Als ich Mitte fünfzig war, machte mein Vater die Äußerung: ‘Ohne mich wäre aus Dir nichts geworden.’ Er hat mich ständig manipuliert. Wenn ich es so gemacht habe, wie er es heute haben wollte, hat er es morgen geändert. Wenn er nicht weiterwusste, drohte er mit Herzinfarkt. Wenn ich etwas gut gemacht habe, hat er es so ausgelegt, als wäre es auf seinem Mist gewachsen oder er hätte das sowieso gewusst.”
Die Persönlichkeit, der man Eigenständigkeit nicht zubilligt, die man nach Belieben für sich selbst benutzt, wird nicht nur in ihrer Entfaltung behindert, sondern auch herabgemindert, verletzt und um ihre wahre Identität betrogen. Dieser Mensch wird nie sein wahres ICH einnehmen können. Entwertung findet in gewisser Weise auch durch Verwöhnung statt, da keine Selbstständigkeit zugebilligt wird.
Kinder und Jugendliche wollen angemessen frustriert werden. Dies bedeutet ein nicht zu viel und nicht zu wenig. Nur wer früh lernt auch mit Niederlagen konstruktiv und kreativ umzugehen, kann die „seelischen“ Muskeln erwerben, die nötig sind, um ein Leben eigenständig zu meistern. Entwertung findet auch statt, wenn sie nicht bewusst oder mit Absicht geschieht. Die Entwertung haben wir darin erkannt, dass das Kind für die Bedürfnisse der Mutter benutzt wird. Selten wird erkannt, dass nicht das Wohle des dabei Kindes im Vordergrund steht, sondern die Not der Mutter. Ihre Defizite sollen durch das Kind beseitigt werden.
Noch einmal ist hier zu bemerken, dass nicht nur Töchter, sondern auch Söhne in die Partnerersatzrolle geraten können. Ebenso können Väter bedürftig sein und die Kinder in die Partnerersatzrolle bringen. Die Folgen sind ähnlich und durch innere Unfreiheit und durch mangelnde partnerschaftliche Liebesfähigkeit gekennzeichnet. Der Platz im Herzen des Kindes ist besetzt. Ein Partner oder Partnerin wird hier nicht genügend Raum für sich finden, da sie in der Liebe hinter Vater oder Mutter zurückstehen werden, wenn auch unbewusst.
- Opferrolle
Betrachten wir die Entwicklung aus einem anderen Blickwinkel, so lässt sich erkennen, dass das Kind die Probleme der Mutter nicht lösen kann, sondern nur lindern oder überdecken. Das Kind wird die Mutter nie zufrieden stellen können. Im Gegenteil, sie wird immer mehr fordern, so nach dem Motto „Du musst mir mehr geben, dann werde ich auch zufrieden sein.“
Das Kind wird das nie erreichen können und trotzdem wird die Mutter das Kind dafür verantwortlich machen. Sie wird ihre Unzufriedenheit, ihre Wut vom Leben betrogen worden zu sein, auf das Kind projizieren. Ein Teufelskreis aus süchtigem Charakter ist entstanden. Auch wenn die Tochter beruflich vielleicht erfolgreich sein sollte, so bleibt es in der Opferrolle stecken. Das Bemühen eine gute Tochter, Kind zu sein, lässt sie die eigenen Bedürfnisse zurückstellen.
Die eigenen Bedürfnisse nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung stehen häufig im Widerspruch zu den Erwartungen der Mutter. Viele Opfer dieser Beziehungsfalle haben gründlich gelernt, ihre wahren Bedürfnisse nicht mehr zu spüren. Sie funktionieren in einem abhängigen System und sehen für sich selbst keinen Ausweg mehr. Ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung muss unter diesen Bedingungen mangelhaft bleiben. Diese Defizite werden solange in Form einer Familientradition mitgenommen, sie haben sich sozusagen in uns eingebürgert, und weitergegeben, bis wir uns dieser Tatsache bewusst werden, wir uns selbst und unsere in uns verankerten Glaubensmuster hinterfragen und ändern.
Menschen, die diesen Missbrauch erfahren sind meist Herzmenschen und sind im Gegensatz zum Kopfmenschen (narzisstischer Missbrauch) ihren Gefühlen ausgeliefert. Sie haben es gelernt zu gehorchen und sich anzupassen. Die Pubertät hat meist nicht stattgefunden, da es nie wirklich zu einer Auseinandersetzung mit den Eltern kam. Die dominante Mutter oder Vater hätten sowieso gewonnen. Weil Mutter oder Vaters sagen und für richtig befinden, tun solche Kinder ihre Pflicht, sie sind angepasst und kommen scheinbar bequem durchs Leben.
Doch meist sind diese Menschen „Lebensuntüchtig“. Sobald sie den „Dunstkreis“ der Mutter oder des Vaters verlassen kommt es unweigerlich zu Schwierigkeiten. Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstruktur verlieren auf Dauer ihre Kräfte und Antriebe. Viele ihrer Aktivitäten führen sie in einen Teufelskreis, in Hoffnungslosigkeit, Depression und Sucht.
- Das eigene Drama erkennen
Zur Befreiung aus Abhängigkeit und Minderwertigkeitsgefühlen gehört es alle Denksperren aufzuheben und die Dinge so sehen zu dürfen, wie sie sind. Nur wer sein eigenes Drama erkennt ist in der Lage etwas zu verändern. Wenn Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstruktur beginnen sich zu verändern, wird er auf typische Widerstände stoßen. Seine Mitmenschen sind es gewohnt, dass er sich opfert, anpasst und nachgibt und sie werden versuchen alte Knöpfe zu drücken, um sie in die alte Richtung zu bewegen. Deine Veränderung bedeutet auch für sie Veränderung. Es ist wichtig kleine Schritte in die andere Richtung zu unternehmen, lass Dich nicht entmutigen und hole Dir Hilfe.
„Du schaffst das!“
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