Ich liebe dich, weil ich dich brauche!
Wann kann ein Mensch wirkliche Intimität ertragen? Wann kann er mit Liebe großzügig sein? Wann kann er seinem Partner trauen, wann sich seiner selbst sicher sein? Die Antwort auf die zentralen Fragen der Liebesfähigkeit sind in der frühen Kindheit zu suchen.
Wer als Kind nicht „satt“, satt in Form von Liebe geworden ist, wer sich der Liebe seiner Eltern nicht sicher sein konnte, der behält eine „Sehnsucht“ danach. Er sehnt sich nach Liebe. Diese Sehnsucht bewirkt auch, dass es schwer fällt, sich wirklich von den Eltern zu lösen. Eine Folge dieser nach außen verdeckten „Sehnsucht“ ist die Abhängigkeitskrankheit, z. B. Partner die sich voneinander abhängig machen nach dem Motto, “Ich liebe dich, weil ich dich brauche.“
Jede Form von Sucht (Sucht = Suche), ist eine „Hungerkrankheit“. Der „Süchtige“ hungert nach Zuneigung. Er findet keine Lösung und versucht diese Leere, die inneren Defizite mit Alkohol, Drogen, Essen oder Tabletten, etc. zu bekämpfen.
Die Menschen, die als kleine Kinder nicht „satt“ geworden sind an Liebe, werden häufig in der Liebe scheitern. Oft oder häufig ist es so, dass Beziehungen nach dem Schlüssel – Schloß- Prinzip geschlossen werden.
Warum?
Bei der Partnerwahl sind es die unbewussten Prozesse, die eine Rolle spielen, mehr als die bewussten. Hier kommt die Macht des Unterbewusstseins ins Spiel und trägt Rechnung.
Das Unterbewusstsein trägt entscheidend zu einer gegenseitigen Bindung bei. Partner, die nicht geeignet sind, das innere Drama miteinander zu wiederholen, kommen für eine enge Bindung nicht in Frage. Menschen finden sich mit traumwandlerischer Sicherheit, um ihre Kindheitstragödien miteinander zu inszenieren.
Auf jeden Topf passt ein Deckel
Je weniger beide Partner in der Kindheit „satt“ geworden sind, desto größer ist die zu erwartende Abhängigkeit. Bei dem Schlüssel – Schloss- Prinzip, besitzt der eine Partner das im Übermaß, was dem anderen fehlt und umgekehrt.
Beim Kopfmenschen (narzisstisch) ist es das Problem, dass er sich nicht wirklich auf eine Beziehung einlassen kann. Der starke, um seine Person herum gerichtete „Schutzwall“ verhindert Nähe und positive Abhängigkeit. Er ist nicht in der Lage sich in andere Menschen hineinzufühlen und sich wirklich auf sie einzulassen. Seine extreme Verletzlichkeit und Sentimentalität, die er hinter diesem „Schutzwall“ verbirgt, seine enorme Angst vor Kränkung, lassen ihn auf Distanz bleiben.
Die in seinem Unterbewusstsein gespeicherte Entscheidung, nie mehr in einer Beziehung verletzt zu werden, verursachen panische Angst vor Nähe in ihm und lassen ihn den Rückzug antreten. (Darum ist ein Narzisst häufig abweisend, kränkend, verletzend, auch brutal, arrogant usw. und je mehr Nähe man von ihm fordert, desto extremer können die Auswirkungen sein). Die Grundlage hierfür ist in frühester Kindheit zu suchen. Die Verletzung, die er in seiner Kindheit erleben musste, waren einfach zu grausam für ihn.
Der Herzmensch hingegen hat das umgekehrte Problem, wie der Kopfmensch. Der Herzmensch begibt sich gerne in eine Abhängigkeit, ist quasi unfähig ohne Beziehung zu sein. Er ist viel zu unselbständig und abhängig.
Die Worte einer Klientin:
Man hat mir immer alle Entscheidungen abgenommen, bzw. bestimmt, was gut für mich ist. Das hat dahin geführt, dass ich irgendwann gar nicht mehr in der Lage war, eine Entscheidung zu treffen.
Hier lautet das Lebensmotto: „Ich muss mich immer um andere kümmern, damit ich mich wohl fühlen kann.“ Der Herzmensch kann Distanz und Rückzug nur schwer ertragen und fühlt sich schuldig.
Wer jedoch eine Beziehung eingeht, liefert sich gewissermaßen auch einem anderen Menschen aus. Er schenkt dem anderen und je weiter er sein Herz öffnet, um so verletzlicher wird er. Bei dem Schlüssel- Schloss- Prinzip wird deutlich, der Schlüssel braucht das Schloss, wie auch das Schloss den Schlüssel braucht. „Ich brauche dich, weil ich dich liebe.“
Erst wenn beide ihre Defizite geheilt haben, ist eine Beziehung auf gleicher Ebene möglich.